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Irina Jenni: Mindful Leadership bezieht sich auf einen unterstützenden, integrativen, selbstlosen und wertschätzenden Führungsstil, der dazu führt, das Potential der Mitarbeiter:innen zu entfesseln, zu fördern und nachhaltig zu entwickeln. Je achtsamer eine Führungskraft ist, je integrativer (d.h. nicht nur auf die Arbeitsleistung, sondern auch auf empathische und emotionale Aspekte ausgerichtet) der Führungsstil ist, desto wohler fühlen sich Mitarbeiter:innen und desto authentischer und selbstbewusster werden sie.

Achtsamkeit ist ein hochaktuelles Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt. Warum ist es wichtig, eine achtsame Führungskraft zu sein oder zu haben?

Irina Jenni: Im Zuge der Industrialisierung und der rasanten Entwicklung von Technologie und Digitalisierung sind die Menschen in Vergessenheit geraten. Sie wurden wie eine Maschine als Ressource genutzt, dabei sind wir (immer noch) viel komplexer als eine Maschine. Zu uns gehören auch Emotionen, Gefühle und hochkomplexe Denkprozesse – und genau diesen wurde bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Achtsame Führungskräfte tragen zu motivierteren, erfüllteren und gesünderen Menschen, Teams und Organisationen bei. Wenn es uns gelingt, achtsam mit uns selbst und unseren Mitmenschen umzugehen, werden wir auch achtsam mit unserer Umwelt umgehen, was zu einem nachhaltig gesunden, statt zu einem zerstörten Planeten Erde führt.

Wie können Unternehmen eine achtsame Führung am Arbeitsplatz fördern?

Irina Jenni: Der erste und wichtigste Punkt ist die Bereitschaft, einen achtsamen Führungsstil zu fördern, denn dies erfordert oft eine Veränderung der strukturellen, organisatorischen, räumlichen, örtlichen und instrumentellen Bedingungen sowie der Arbeitsmethoden und der Art der Zusammenarbeit. Wenn das Management oder die zukünftige Führungsebene dafür offen ist, ist bereits ein grosser Meilenstein erreicht. Gerade in der Anfangsphase ist es wichtig, regelmässige Trainings und idealerweise Unterstützung durch Mindful Leadership Coaches in Anspruch zu nehmen, damit die Unternehmenskultur zu einer nachhaltigen, auf Veränderung trainierten Wachstumskultur weiterentwickelt werden kann.

Wie können Führungskräfte zu mehr Achtsamkeit bei der Arbeit beitragen, was sind Do’s und Dont’s?

Do's:

• Involviere Mitarbeiter:innen in Entwicklungsprozessen, das führt zu besseren Lösungen und schafft Sinnhaftigkeit.

• Sei offen für alternative Ansätze, die für dich neu sind. So kannst du nicht nur das Potential deiner Mitarbeiter:innen, sondern auch dein eigenes freisetzen.

• Schaffe Raum für Inspiration, indem du Co-Working, Remote-Working, Veranstaltungen oder den Austausch mit anderen Abteilungen und/oder Konkurrenten förderst.

• Lass transparente, authentische Kommunikation zu. Gib deinen Mitarbeiter:innen Raum für Emotionen und Gefühle, höre zu und unterstütze sie in ihren Bedürfnissen.

• Würdige die Leistung deiner Mitarbeiter:innen und gib ihnen konstruktives Feedback, auf das sie tatsächlich reagieren können.

Dont's:

• Intransparente, unklare Kommunikation.

• Andere nicht zu Wort kommen lassen.

• Jemanden systematisch unterdrücken und davon abhalten, sein/ihr Potential auszuschöpfen, weil die Person praktisch für dich ist.

• Wettbewerbs- und Konkurrenzdenken innerhalb der Firma.

• Feedback nicht ernst nehmen oder es sogar belächeln.

"Achtsamkeit ist ein ständiger Lernprozess. Je früher wir mit dem Üben beginnen, desto weiter kommen wir."

Irina Jenni

Und schliesslich: Was können Menschen, die keine Führungsposition innehaben, tun, um bei der Arbeit achtsamer zu sein?

Irina Jenni: Um achtsam mit dir und anderen umzugehen, ist es wichtig, bei dir selbst zu bleiben und dich zu kennen. Wenn du dich das nächste Mal ausserhalb deiner Komfortzone fühlst, analysiere dich selbst und finde heraus, ob das daran liegt, dass du etwas Neues lernst (was positiv ist), oder ob es daran liegt, dass dich jemand ärgert oder du gestresst bist (was negativ ist). Wenn letzteres der Fall ist, ziehe dich sofort zurück und tue etwas, das dir hilft, dich zu beruhigen und zu dir selbst zurückzufinden, wie z. B. Meditation, Atemübungen, Yoga, Sport oder Zeit in der Natur. Frage dich: Wer oder was und warum hat dich die Person oder die Situation gestresst? Lerne daraus und ändere es. Achtsamkeit ist ein ständiger Lernprozess. Je früher wir mit dem Üben beginnen, desto weiter kommen wir.

Irina Jenni ist Unternehmerin, Coach und professionelle Kitesurferin. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Unternehmenstransformationsleiterin und Profisportlerin nutzt sie ihr Wissen, um Führungskräfte zu trainieren, die die Entwicklung ihrer Mitarbeiter:innen fördern wollen. Ihr Ziel ist es, erfolgreiche Unternehmen zu schaffen, die wie ein Sportmannschaft funktionieren.

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