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Irina Jenni hat es sich zur Aufgabe gemacht, Einzelpersonen und Unternehmen dabei zu helfen, ihr Potenzial zu entdecken und zu leben. Denn als Expertin für Kulturwandel und -transformation ist sie der festen Überzeugung, dass dies der einzige Weg ist, um auf Dauer gesund, motiviert und effizient zu bleiben. Und das nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Leben allgemein. Im Interview erklärt sie, wie sie das macht und warum die Entfaltung des eigenen Potenzials nicht nur einem selbst, sondern auch dem gesamten Umfeld zugutekommt.

Mit deinem Unternehmen Find flow unterstützt du Einzelpersonen und Unternehmen dabei, ihr Potenzial zu entfalten. Was motiviert dich, das zu tun?

In meiner sportlichen und beruflichen Laufbahn habe ich mehrmals festgestellt, dass, ein «Päckli», also eine Überraschung, auf mich wartet, wenn ich aus meiner Komfortzone heraustrete. Was dabei herauskommt, ist immer viel besser als das, was ich mir jemals hätte vorstellen können. Das hat mir eine Menge Selbstvertrauen und Freude gegeben. Ich möchte anderen Menschen dabei helfen, das Gleiche zu tun.

Was sind typische Blockaden, die dafür verantwortlich sind, dass wir unsere Komfortzone nicht verlassen und somit unser Potenzial nicht ausschöpfen können?

Oft fängt es damit an, dass wir gar nicht wissen, welches Potenzial in uns steckt, oder dass Unternehmen nicht wissen, dass sie Mitarbeiter:innen haben, die mehr aus dem Unternehmen herausholen könnten und würden, wenn sie die Chance dazu bekämen. Dann gibt es auch viele, die ihr Potenzial kennen, sich aber nicht zutrauen, es zu nutzen. Oder sie kennen es und wären eigentlich bereit für eine Veränderung, wissen aber nicht, wie sie es an ihrem derzeitigen Arbeitsplatz verwirklichen können.

Wie beginnst du den Transformationsprozess mit Menschen/Unternehmen, die bereit sind, ihr Potenzial zu leben?

Indem ich Fragen stelle und ihre Neugierde wecke. Bei Einzelpersonen möchte ich Dinge wissen wie: Was würde deine Arbeit und dein Leben leichter machen? Was tust du besonders gerne und was macht dich glücklich? Wenn ich ganze Unternehmen begleite, fängt es meistens mit der Geschäftsführung an. Dort geht es zunächst darum, die Vision, die Mission und die Werte zu klären. Dann helfe ich ihnen, Massnahmen einzuführen, die es den Führungskräften ermöglichen, diese Werte – in ihrer Vorbildfunktion – durch und durch zu leben und zu stärken. Das ist sehr wichtig, denn so ziehen sie – im Idealfall – genau die Mitarbeiter:innen an, die sich mit diesen Werten identifizieren können und zur Verwirklichung dieser Vision beitragen wollen.

Wie wirkt sich diese Transformation erfahrungsgemäss auf das Umfeld aus?

Es entsteht ein positiver Ketteneffekt. Mitarbeiter:innen, die dazu ermutigt werden, ihr Potenzial auszuschöpfen, sind von sich aus hoch motiviert und leistungsstark. Sie wissen genau, wo sie hinwollen und weil sie ihre Werte leben können, entsteht eine sehr positive Energie am Arbeitsplatz, die die Bildung von Teams fördert, die sich gegenseitig unterstützen. Ziele sind so leichter zu erreichen, was die Motivation weiter erhöht. Unternehmen, denen dieser Wandel gelingt, haben dann eher das Problem, ihre Mitarbeiter:innen bremsen zu müssen.

Warum?

Weil sie zu schnell zu viel verändern und erreichen wollen. Das führt dazu, dass die Erwartungen hoch sind und die Enttäuschung entsprechend gross ist, wenn sie nicht erfüllt werden. Das ist nicht nachhaltig.

Wie kann man das umgehen?

Indem wir eine Planung erstellen, die sowohl stabil als auch agil ist. Das bedeutet, dass wir auf eine klar definierte Vision hinarbeiten, aber bei ihrer Umsetzung flexibel bleiben. Wir nehmen uns also die Zeit, um zu prüfen, wie viel Arbeit tatsächlich nötig ist, und setzen uns Ziele, die innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens und Budgets realistisch sind (stabil). Wenn wir jedoch feststellen, dass sich etwas an der Ausgangssituation geändert hat, versuchen wir nicht, die ursprünglichen Ziele stur umzusetzen, sondern passen sie entsprechend an. (agil) Das Ziel ist also, die Vision immer im Auge zu behalten und sich ihr unter Berücksichtigung der ständigen Veränderungen Schritt für Schritt zu nähern.

"Unternehmen, denen dieser Wandel gelingt, haben dann eher das Problem, ihre Mitarbeiter:innen bremsen zu müssen."

Irina Jenni

Der Servicemann von Marco Odermatt, Chris Löder: «Ich möchte Marco spüren lassen, dass alles bereit ist. Meine Ruhe ist wichtig für ihn». Warum glaubst du, dass die Ruhe von Löder, der hier als Teammitglied fungiert und die letzte Person ist, die Marco jeweils vor dem Rennstart sieht, entscheidend für Marcos Erfolg ist? Wo siehst du Parallelen in der Arbeitswelt?

Indem er ruhig ist, strahlt er aus, dass er an Marco glaubt. Das muss ihm das letzte «Bizli» Selbstvertrauen geben, damit er seine volle Performance bringen kann. Das Gleiche gilt für die Arbeitswelt: Wenn die Führungskraft Ruhe ausstrahlt, während ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin z. B. etwas Neues präsentiert, löst das in der Person ein Gefühl der Sicherheit aus. Sie weiss, dass die Führungskraft an sie glaubt und auch dann hinter ihr steht, wenn etwas nicht gut läuft. Das ermutigt dazu, die eigene Komfortzone zu verlassen und unterstützt Mitarbeiter:innen dabei, ihr Potenzial zu entfalten.

Hast du einen letzten Tipp für alle diejenigen, die mehr aus sich herausholen wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen?

Finde heraus, worauf du neugierig bist und probiere neue Dinge in kleinen Schritten aus. Und wenn du wirklich bereit für eine Veränderung bist, es dir aber schwerfällt, sie alleine umzusetzen, dann hol dir einen Coach oder besuche ein Basecamp. So kannst du mögliche Blockaden beseitigen und die gewünschten Veränderungen in deinem Alltag nachhaltig gestalten.

Irina Jenni ist Unternehmerin, Coach und professionelle Kitesurferin. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Transformationsleiterin und Profisportlerin nutzt sie ihr Wissen, um Führungskräfte zu trainieren, die die Entwicklung ihrer Mitarbeiter:innen fördern wollen. Ihr Ziel ist es, erfolgreiche Unternehmen zu schaffen, die wie ein Sportmannschaft funktionieren.

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